
Einleitung
Von Wörtern, die es zu schützen gilt – so lautet der An- und Leitspruch unserer wöchentlich wachsenden Sammlung bedrohter Begriffe. Dahinter verbirgt sich seit Sommer 2018 eine Aktion, die sich für Vielfalt in der deutschen Sprache einsetzt. Montäglich wird eine neue Wort-schönheit, die entweder nachgerade in Vergessenheit gerät oder bereits arg vom Aus-sterben bedroht ist, ausführlich präsentiert und in den Ring der Kleinodien aufgenommen. Es resultiert ein üppiges Lexikon, das stetig weiter wächst, gefüllt mit Skurrilitäten, die zum Staunen und Nachdenken einladen, allerdings auch mit dem ein oder anderen Begriff, den es sich in der Alltagssprache zu etablieren lohnt. Ziel der Aktion ist nicht nur, Kleinodien mit Potential zu reanimieren und bestenfalls in die Gesellschaft zu reintegrieren, sondern auch Interesse für den vielfältigen deutschen Sprach-schatz bei einem breiteren Publikum zu wecken. Kommerzielle Interessen werden nicht verfolgt.


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Die Geschichte der Kleinodien
Die Geschichte der Kleinodien beginnt vor zwei Jahren.
In einem Adventskalender für Germanisten präsentiert man erstmals wöchentlich einen recht seltenen Begriff mit weihnachtlichem Bezug. Als erstes dieser drei Weihnachtswörter der Woche wird am 4. Dezember 2017 das Adjektiv holdselig auserkoren – der Grundstein der Kleinod-Aktion.
Zu Beginn des neuen Jahres folgen im Germanisten-Magazin Deutschschau unter dem Titel Wort der Woche sporadisch weitere schützenswerte Begriffe, die überwiegend in Videos vorgestellt werden.
Etwa ein halbes Jahr später, am 16. Juni 2018, wird schließlich auf einem Schulfest die Idee geboren, aus den zu Unrecht missachteten Wörtern eine langfristige Aktion wachsen zu lassen.
So kam es auch: Am 9. Juli 2018 beginnt eine einmonatige Probephase der Idee. Zeitgleich wird das grundlegende Erscheinungsbild der Wörter etabliert: die weiße Serifen-schrift Andada auf blauem Karteikartengrund.
Das erste Wort der Probephase: alert
Nach erfolgreichem Testlauf beginnt am 6. August 2018 mit odiös schließlich die wöchentliche Veröffentlichung eines neuen bedrohten Wortes. Die Aktion läuft an.
Die erste Wahl zum Wort des Monats findet am 2. September 2018 statt. Es siegt der Favorit odiös mit klaren 45 Prozent.
Im Dezember 2018 werden – wie bereits im Vorjahr – vier Weihnachtswörter der Woche vorgestellt, die allesamt derart selten sind, dass sie nicht im Duden gelistet werden: unanim, Zimelium, amön und lukulent.
Der Jahreswechsel bringt Neues: Aus den einstmaligen Wörtern der Woche werden – benannt nach ihrem Schöpfer – die Kleinodien der Woche. Erstmals sind diese nun auch in den Unweiten des Internets unter www.wortkleinod.de abrufbar. Bis zum Juni 2019 werden 24 Wörter in alphabetischer Reihenfolge präsentiert. Den Anfang macht A wie affrös, das auch erstes Kleinod des Monats im Jahre 2019 und später Kleinod des Quartals wird.
Mitte Mai 2019 feiert man bereits das 50. Kleinod im Lexikon: selbander.
Nach Z wie zag startet man Anfang Juli 2019 in den zweiten alphabetischen Rundlauf, beginnend mit A wie animos.
Am 14. Juli 2019 feiert die erste Ausgabe des Kleinod-Quiz Premiere. Forthin werden wöchentlich die Kleinodien des Vorjahres abgefragt.
Anfang Oktober 2019 wird das Erscheinungsbild der Kleinodien modernisiert. Die Karten sind nunmehr schmaler, die Linierung klarer, im Hintergrund prangt die Nummer des jeweiligen Wortes. Ferner sind Wort und Bedeutung nicht länger zentriert, sondern fügen sich künstlerisch ins Gesamtbild ein. Nachgerade wird die Neugestaltung auch auf die bisherigen Karteikarten übertragen.
Das erste Kleinod im neuen Gewand: onerös
In der Adventszeit 2019 stehen traditionsgemäß wieder vier winterlich-weihnachtliche Wortschönheiten auf dem Programm: die Kleinodien der Weihnacht.
Am 1. Dezember 2019 beginnt zudem der erste Kleinod-Adventskalender, in dem neben den vier neuen Begriffen täglich alte Kleinodien mit weihnachtlichem Bezug unterbreitet werden.
Der Kopf hinter den Wörtern
Hinter der Aktion steckt Herr Klein – ein Germanistik- student, der bereits während seiner Schulzeit bedrohte Wörter zu pflegen wusste. In seiner Freizeit setzte und setzt er sich leidenschaftlich für die deutsche Sprache ein. So betrieb er beispielsweise den Bildungskanal Deutsch-TV auf der Videoplattform YouTube, leitet diverse Sprachprojekte und ist – ohne Frage – selbsternannter Kleinodschöpfer.
Die Methodik
Die Auswahl, welche Wörter zum offiziellen Kleinod und somit einer größeren Öffentlichkeit zuteil werden, trifft Herr Klein höchstselbst. Aus einem beachtlichen Fundus an bedrohten Wortschönheiten werden Monat für Monat vier Kleinodien der Woche gekürt. Die Anwärter auf den honorigen Titel müssen sich zuvor einem harten Anforderungskatalog stellen. Ausschlaggebende Faktoren sind einerseits die Seltenheit der Begriffe (zumeist Häufigkeitsklasse 20+), andererseits Kürze, Prägnanz, Alltagstauglichkeit und ein gewisser „Vorteil“ gegenüber Synonymen. Ferner achtet man auf eine möglichst hohe Varianz an Wortherkunft, -gebrauch und Bedeutungen.