
kaptiös
verfänglich, trügerisch
Wortart: Adjektiv
Gebrauch: veraltet
Trennung: kap|ti|ös
Aussprache: [?]
Verwandte: Kaption
Reime: affrös, ingeniös, luminös, odiös, onerös, perniziös, preziös, skabrös
Herkunft
kaptiös
< französisch captieux (= trügerisch)
< lateinisch captiōsus (= betrügerisch, verfänglich, heikel)
Laudatio
Gemäß unserem neuen Monatsmotto „Lauter Umlaute“ findet heute die erste März-Wortschönheit ihren Platz im Reservat der bedrohten Begriffe: Aktuelles Kleinod der Woche ist kaptiös. Das veraltete Adjektiv bedeutet ver-fänglich oder auch trügerisch und ist vom Lateinischen über das Französische ins Deutsche gelangt, unschwer an der klassischen Endung -ös erkennbar. Zeit seines bisherigen Lebens fristete es stets ein Randdasein in unserer Sprach-landschaft, vorzugsweise trat es in der Juristerei auf. Immerhin einen direkten Verwandten weiß das Kleinod im Deutschen: Als Kaption wurde einstmals eine verfängliche Art zu fragen oder ein herbeigeführter Trugschluss be-zeichnet.
Seine herzerweichende Vergangenheit sowie Prägnanz und Schönheit ließen kaptiös in den Ring der Kleinodien auf-steigen.
Beispielsätze
„Die Fragen des Richters dürfen daher: 1) nicht captiös d. h. von der Art seyn, dass der Angeschuldigte durch seine Antwort auch ohne seine Absicht und seinen Willen, einen ihn gravirenden Umstand eingestehen kann. 2) Sie dürfen keine schädlichen Suggestionen enthalten.“
Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts (1801)
„In der vierten Figur wird das Spectrum dargestellt, wie es Newton und seine Schüler, oft captiös genug, als eine zwischen zwey Parallellinien eingefaßte, oben und unten abgerundete lange Figur vorstellen, ohne auf irgend eine Farbe Rücksicht zu nehmen.“
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre, Band 1 (1810)
„Die Dauer des dreißigjährigen und dann die des siebenjährigen Krieges absteigend in Monaten, Wochen und Tagen zu berechnen – etwas captiös, doch nicht übermenschlich!“
Kurz, Hermann: Die beiden Tubus | Neun Bücher Denk- und Glaubwürdigkeiten (1859)
„die wurzel der demokratie ist, dass die schliessliche entscheidung in allen sachen bei dem geschwornengerichte liegt, zu dem alle bürger qualificirt sind. und diese wurzel ist solonisch, er hat diesen heillosen zustand selbst beabsichtigt, hat er doch sogar die gesetze absichtlich zweideutig gemacht, damit die leute mehr prozessirten, z. b. die testirfreiheit durch eine menge captiöser ausnahmen beschränkt.“
Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen, Band 1 (1893)
Verweise
⇒ Duden
Wortlänge:
7 Buchstaben
Silbenmenge:
3 | 2,33 B/S
Vokalanzahl:
3/7 | 42,9%
Buchstabenvarianz:
7/7 | 100%
Häufigkeitsklasse:
/
Exklusivitätswert:
80 | 11,43
Scrabble-Punkte:
20 | 2,86
Popularität:
[Wahl offen]
Kleinod-Nr.
89
Kennung:
09|20
Aufnahmedatum:
2. Mär. 2020
(KW 10)
Monatsmotto:
Lauter Umlaute
