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kirre

gefügig, zahm

​Wortart: Adjektiv

Gebrauch: veraltend

Trennung: kir|re

Aussprache: [ˈkɪʁə]

Verwandte: kirren

Synonyme: botmäßig

Herkunft

kirre

< mittelhochdeutsch kirre (=)

< mittelhochdeutsch kürre (= zahm, mild)

< mittelniederdeutsch quere (=)

Laudatio

Der Olymp der bedrohten Begriffe öffnet für eine weitere Wortschönheit seine Pforten: Aktuelles Kleinod der Woche ist kirre, das umgangssprachlich seit dem 20. Jahrhundert als Synonym von nervös, verrückt, verwirrt aufgefasst wird, ursprünglich jedoch gefügig, zahm bedeutet. In diesem Kontext gilt es heutigentags als veraltend. Die abgeleitete Verbform kirren findet allerdings beispielsweise noch immer bei der Dressur von Pferden Gebrauch. An dieser Stelle sei Johann Friedrich Blumenbach, dem Urvater der Zoologie, Dank ausgesprochen, der sich bereits vor 240 Jahren in seinem Werk „Handbuch der Naturgeschichte“ für unsere Wortschönheit einsetzte und sie geradezu inflationär zur Beschreibung der heimischen Tierwelt nutzte.

Seine Prägnanz und das Verblassen seiner ursprünglichen Bedeutung ließen das aus dem Mitteldeutschen stammende kirre in den Ring der Kleinodien aufsteigen.

Beispielsätze

„die Kohlmeise [...] Ein schön gezeichnetes Thier, was sehr kirre wird, und zumal im Winter in die Dörfer und auf die Höfe kömmt, um Nahrung zu suchen.

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte, Band 1 (1779)

„Wir hielten uns aber ganz still; schwere Regentropfen schlugen an die Scheiben, es wetterleuchtete sogar und in der Ferne donnerte es, daß es klang, als wäre es Mai oder Juni; um Judith kirre zu machen, sangen die Männer mit heuchlerischer Sorgfalt ein vierstimmiges Lied, so schön sie konnten, und ihr überwachter Zustand gab ihren Stimmen wirklich etwas gerührt Vibrirendes.

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich, Band 2 (1854)

„Jarno ward reichlich belohnt, und man schmiedete neue Anschläge, den Grafen noch mehr kirre zu machen, und die Neigung der Gräfin zu Wilhelm noch mehr zu reizen und zu bestärken.

von Goethe, Johann Wolfgang: Wilhelm Meisters Lehrjahre, Band 2 (1795)

„Sein glänzendes, grasgrünes Gewand und die rothsammtene Kehle lenken sehr bald die Aufmerksamkeit ihm zu, und er gestattet Jedermann, sich ihm zu nähern; denn er ist ein außerordentlich kirrer Vogel, wie es scheint, mehr aus Gleichgiltigkeit, als in Folge großer Vertrauensseligkeit.

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben, Band 4 (1867)

„Nein, nein, es gibt nur ein Mittel: spielen Sie mit ihm, schlau, kindlich, machen Sie ihn kirre, zutraulich und sorglos.

Frapan, Ilse: Arbeit (1903)

Verweise

Duden

DWDS

kirre | Kleinod der Woche
Wortlänge:

5 Buchstaben

Silbenmenge:

| 2,5 B/S

Vokalanzahl:

2/5 | 40%

Buchstabenvarianz:

4/5 | 80%

Häufigkeitsklasse:

18*                   [?]

Exklusivitätswert:

25 | 5,00         [?]

Scrabble-Punkte:

| 1,60            [?]

Popularität:

3. Platz | 18%

Kleinod-Nr.

66

Kennung:

34|19

Kleinod d. Woche:

9. Sep. 2019

(KW 37)

Kleinod d. Monats:

/

Kleinod d. Quartals:

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Kleinod d. Jahres:

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